Einige Gedanken zur Geschichte des Fasten

Der Ursprung des Fasten liegt in alten, vorzugsweise religiösen Bräuchen. So war das Fasten eine Form der Askese, wobei man zeitweise, völlig oder teilweise auf bestimmte Nahrung (z.B. Fleisch, Fisch, Wein) verzichtete. Andere Motive für das Fasten waren: die Reinigung der Seele, des Geistes und des Körpers um seine Willenskräfte bei Kriegen oder der Jagd, um Glück und Beute zu gewinnen, zu sammeln. Medizinmänner, ebenso Schamane traten in Kontakt mit den Göttern und waren nur dadurch zu außergewöhnlichen Leistungen fähig. In der Yogapraxis findet das Fasten, in Verbindung mit anderen Formen der Askese, mit dem Ziel der Reinigung, der Weltentsagung und der Befreiung vom Karma statt. Die alten Ägypter nutzten es zur Selbstverleugnung, die Pythagoreer als Kennzeichen zur Trauer oder um Naturkatastrophen abzuwenden.

Bei den großen Weltreligionen ist das Fasten meist an bestimmte Tage und Perioden gebunden, so z.B. schreibt der Islam im 9. Monat den Ramadan jeweils von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang vor. Gautama Buddha (560-480 v. Chr.) war ständig auf der Suche nach geistiger Erkenntnis und soll sich über sechs Jahre nur von Gräsern und Samen ernährt haben. In der christlichen und katholischen Kirche beginnt das Fasten Aschermittwoch und endet zur Osternacht. In diesen 40 Tagen waren bestimmte Speisen (vor allem Fleisch und Alkohol) verboten.

Die frühesten schriftlichen Zeugnisse über den Einsatz des Fastens als Heilmittel stammen aus dem antiken Griechenland. Es galt stets als Mittel, um körperlich und geistig in Form zu bleiben. Selbst schon der „Vater aller Ärzte“ Hippokrates (460-375 v. Chr.) kurierte mit Fastenkuren (Honigwasser als Getränk) alle möglichen Leiden. Er meinte “Eure Nahrung sei euer Heilmittel und euer Heilmittel sei eure Nahrung...die wirkungsvollste Art, euren inneren Arzt wirken zu lassen, besteht im Weglassen der Nahrung“.

Im Mittelalter waren in unserem Kulturkreis vor allem christliche Klöster Ort des Fastengedanken. So empfahl Äbtissin Hildegard von Bingen (1098 – 1179) das Fasten bei krankmachenden Lastern wie der Schlemmerei oder der Bequemlichkeit. Weitere Ärzte wie, der neapolitanischen Arzt Dr. Alfons Ferrus im 18. Jhd. oder der schwedische Prof. Jan Osbeck (1840) setzten „Unterernährungskuren“ zur Heilung von Krankheiten ein. Hier wurde der Grundstein für das moderne Fasten gelegt und Johann Schroth (1798-1855) populär.

Fasten nach Schroth
Bei der Schrothkur wechseln sogenannte Trockentage mit trockenen Semmeln und geringer Trinkmenge mit sogenannten Trinktagen (ursprünglich bis zu 1l Wein /pro Tag), an den reichlich getrunken werden soll. Die Entschlackung wird durch wirkungsvolle Ganzkörperpackungen unterstützt. Heute wird selbstverständlich der Wein durch naturbelassene Säfte ersetzt!

Als die Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19.Jhd sich rasch entwickelte, gründeten Ärzte, Laienmediziner und Vereine die Bewegung mit dem Namen „Lebensreform“, aus der die heutige Reformhäusern hervorgegangen sind. Zu der Reformbewegung gehören namenhafte Ärzte, Heilpraktiker etc., wie Felke, Priessnitz, Just oder Pfarrer Kneipp, die natürliche Heilverfahren und das Fasten einsetzten.
Die Reformbewegung lieferte vor allem zwei bedeutenden Medizinern Dr. Otto Buchinger (1878-1966) und F.X. Mayr (1875-1965) wichtige Anregungen, das therapeutische Fasten weiter zu entwickeln. Erstmals gab es ärztlich überwachte Fastenkliniken und exakte Analysen der Fastenwirkung.

Heilfasten nach Buchinger
Otto Buchinger, damals Sanitätsoffizier der Kaiserlichen Marine, erkrankte im Jahre 1917 nach einer Mandelentzündung an schweren, akuten, dann in chronischen Zustand übergehenden Gelenkrheuma. Er musste als Vollinvalide mit 40 Jahren aus dem Dienst entlassen werden. Schwer leidend und bewegungsbehindert konnte Dr. Buchinger nur unter den größten Schwierigkeiten seine Praxis weiterführen. Er bekam die Empfehlung zu dem Fastenarzt Dr. Riedlin in Freiburg zu gehen und eine Fastenkur von 19 Tagen durchzuführen.
In seinen Lebenserinnerungen schreibt er, dass ihn wahrscheinlich diese Kur Existenz und Leben gerettet hat. Danach beschwerte ihn ein chronisches Leberleiden Gallenkoliken. Ein weiteres Fasten von 28 Tagen befreite ihn auch davon restlos. 1920 eröffnete Dr. Buchinger seine erste Fastenklinik.

Aus dem Heilfasten von Dr. Otto Buchinger entwickelten seine Nachfolger das heutige Therapieprogramm. Fasten als Basistherapie! Es wird modifiziert durch Zugaben von Honig, 1-2 Zitronen, Obst- und Gemüsesäften, Gemüsebrühen sowie ausreichend Wasser/ Tee (mind. 2-3l Flüssigkeit und 200-300kcal/ pro Tag). Die Besonderheiten sind gründliche Darmreinigung vor Beginn und regelmäßige Einläufe während des Fastens. Die Entgiftung der Leber wird durch heiß-feuchte Leibauflagen in der Lebergegend unterstützt. Leichte körperliche Bewegung verbessert die Durchblutung.

Fasten für Gesunde
Fasten für Gesunde wurde von Dr. Helmut Lützner vor ca. 30 Jahren aus dem medizinischen Bereich herausgelöst und dem gesundheitlich bewussten Menschen zugänglich gemacht. Die Methode ist dem Heilfasten gleich, aber Fasten für Gesunde ist kein Heilfasten unter ärztlicher Anleitung. Das ist Fasten in eigener Verantwortung unter der fachlichen Anleitung von z.B. ärztlich geprüften Fastenleitern.

Fasten nach F.X. Mayr
F.X. Mayr gewann bei seiner Tätigkeit in einem Feldlazarett im Ersten Weltkrieg die Einsicht, dass ein Mangel an Nahrung meist auch mit der Verringerung bestimmter gesundheitlicher Probleme einherging. Chronische Krankheiten, wie z.B. Verdauungsstörungen, rheumatischen Erkrankungen oder Migräne traten in Mangelzeiten relativ selten auf.

Das Mayr-Fasten, das unter ärztlicher Betreuung durchgeführt wird, unterscheidet sich vom Buchinger-Fasten durch eine andere Auswahl von Zugaben: Milch oder Milchprodukte und luftgetrocknete Semmeln, um die Kaumuskulatur zu trainieren. Dazu kommen Bauchbehandlungen, tägliche Darmreinigungen durch Bittersalzzugaben und leichte körperliche Bewegung.

Zu erwähnen wäre noch das sogenannte Tee - Wasser – Fasten und die Nulldiät. Es war die ursprüngliche Form des Fastens. Diese Form des Fastens sollte nicht länger als über ein bis zwei Tage praktiziert werden.

Tipps am Rande!
Wer sollte nicht Fasten: Schwangere, Stillende, psychisch labile Menschen und Kinder! Was raten Experten vor dem Fasten! Für Anfänger ist das Fasten unter fachlicher Anleitung am Wohnort/in den Ferien oder Kliniken leichter! Letztendlich sollte jeder Fastenwillige die für ihn am besten umsetzbare Fastenkur wählen. Im Zweifelsfall ist ein Gespräch mit dem Hausarzt ratsam um die ideale Fastenform herauszufinden. Einen Versuch ist das Fasten in jedem Fall wert und das anschließende Wohlbefinden und der bewusstere Umgang mit Nahrung lassen ein gutes Gefühl noch lange anhalten.

Literatur:
Dr. Helmut Lützner „Wie neugeboren durch Fasten“; „Richtig Essen nach dem Fasten“